Alexandra Michal
„Waaaas??? Du gehst nach Sizilien?
Was willst du denn dort? Palermo!?
Was ist dir denn da eingefallen??
Zur Mafia!!?? Na, du traust dich was!!!”
Palermo, Stazione Centrale – hundemüde von 26 Stunden Bahnfahrt – Schmetterlinge im Bauch – aufgedreht, nervös – Tramperrucksack umgehängt, den viel zu schweren Koffer nachgeschleift – wo um Himmels willen ist Rosanna, meine Betreuungslehrerin? Wo? Aiuto!!!!!!
Gefunden! „Sono Alexandra. Sono molto felice!” (Verd..., in der Schule zu wenig aufgepasst! Wo sind denn alle Vokabel???) Rosanna nimmt’s lächelnd.
Gepäck in den Fiat gestopft, hinein ins Gewühl! Autos vorne, links, rechts, hinter uns, mit einem Abstand zu unserem, der schon nicht mehr als solcher gilt (Warum kracht es bloß nicht? Kommt schon noch ...!), Hitze, Schwüle, Menschengewühl, Vespafahrer, die sich an uns mit Höllentempo vorbeischlängeln (Weiß jemand, was ein Sturzhelm ist?) – ein undurchschaubares Straßengewühl, Ampeln, Gestank, Hupen und, und, und ...
So begannen meine 8 Monate in der Hauptstadt Siziliens. Das EU-Programm Sokrates hatte mir die Chance geboten, in einem anderen europäischen Land zu unterrichten. Hauptanliegen: den Europagedanken, also das Gefühl „Wir sind Europa” durch gegenseitiges Kennenlernen, Darstellen und Vergleichen zu stärken. Meine Aufgabe: Kulturarbeit in einem Liceo scientifico (Oberstufengymnasium); mittels Englisch (kaum ein Siciliano lernt Deutsch) brachte ich den Schülern Österreich, seine Probleme und Anliegen näher, im Gegenzug taten das die Schüler über Sizilien und Italien.
Darüber hinaus formte dieser Aufenthalt meine Persönlichkeit mit, ein sündteures Seminar hätte dies alles sicherlich nicht gebracht:
Aber es gab nicht nur la scuola, ich lernte ein wunderschönes Land, Gebräuche und Sitten eines anderen Volkes, die italienisch-sizilianische Küche (Che buona!!!), kulturelle Unterschiede sowie gleiche oder ähnliche Probleme kennen. Und so nebenbei kamen zu meinen drei italienischen Sätzen noch einige andere dazu. Ich hatte viele schöne Begegnungen, ja sogar eine „sizilianische Mama”, sang in einem Gospelchor, unterrichtete am Goethe-Institut und an der Theologischen Fakultät, lernte viele „Eingeborene” kennen, gewann Freunde, fuhr kreuz und quer in Sizilien umher, ging klettern, genoss Sonne, Strand und Meer, besuchte das Theater, schlemmte auf „Dinnerparties” ... (Und jetzt ist Schluss, sonst pack ich sofort meine Koffer und bin wieder dort!) E stato bellisssisssimo! Ciao, a presto!