Musiker oder Lehrer? Oder beides?

Johannes Sonnberger

Ich unterrichte seit einigen Jahren an vier Schulen: an zwei Pädagogischen Hochschulen, am Akademischen Gymnasium und am Bundes-Oberstufenrealgymnasium Honauerstraße in Linz. So kann ich acht Fächer unterrichten:

  • Musikerziehung,
  • Instrumentalunterricht,
  • Violine,
  • Tonsatz,
  • Formenlehre,
  • Didaktik Hörerziehung und Werkbetrachtung,
  • Spielmusik (oder Orchester),
  • Katholische Religion und
  • Freigegenstände wie das Musikschreibprogramm „Finale”.
Viel Abwechslung mit Musik  im Beruf und in der Freizeit

Dass das sehr abwechslungsreich ist, sieht man sofort – obwohl alles irgendwie zusammenhängt. Auch in meiner Freizeit musiziere ich viel: mit meinem Streichquartett, im Leondinger Orchester, allein, mit Playbacks aus dem Internet, aber am liebsten in der Kirche, im Stift Schlägl oder im Linzer Dom. Für mein Schulorchester arrangiere ich sehr gern interessante Werke. Dann soll jeder mitspielen können, ob er technisch versiert ist oder ein Anfänger.

Meine Eltern und der Musiklehrer rieten mir ab
  • Zuerst studierte ich Theologie und Mathematik in Linz und Graz, bevor ich mich für Musik entschied.
  • Meine Eltern rieten mir zunächst ab, Musik zu studieren. Weil man in Notzeiten immer zuerst auf Künstler verzichten könne, meinten sie.
  • Und in meiner Erinnerung war Musikerziehung im Gymnasium kein Prestigefach. Ich wollte aber auch anerkannt werden.
  • Schließlich hatte ich Zweifel, bei der Musikaufnahmeprüfung überhaupt bestehen zu können, weil mir mein Musikus dringend abgeraten hatte (freilich: wir hatten ja auch nichts gelernt bei ihm ...).
  • Und jetzt? Es macht mir immer noch Spaß, Logikbeispiele zu lösen, mit dem PC zu spielen, aber das ist alles nichts gegen die Erfahrungen, die ich beim Musizieren machen darf. Da lerne ich Stimmungen kennen, Ausdrucksweisen anderer, fremde Kulturen, Neudenker, witzige Typen, da darf ich wählen, da kann ich mich einbringen und mich ausleben.
Auch Glück gehört dazu

Dennoch muss ich auch hinzufügen, dass ich großes Glück hatte: Mit 22 Jahren war ich schon Lehrer, und im Brucknerorchester durfte ich unter Theodor Guschlbauer und Dr. Zeilinger substituieren. Das ist heute alles viel, viel schwieriger: Die Orchesterplätze sind rar geworden, das Niveau ist extrem gestiegen. Die Lehrerstellen an den Musikschulen sind auf Jahre hinaus besetzt. Wer heute Musiker werden will, soll sich um ein paar andere Standbeine umsehen. Es sei denn, er ist mutig, ein bisschen verrückt oder besonders begabt.

>> Trotz allem: Lasst euch nicht abbringen vom Musizieren. Gebt nicht auf, wenn das Üben zur Durststrecke wird. Und glaubt an eure schöpferischen Kräfte!